SP-X/Valencia/Spanien.
Die Zukunft des Sportwagens ist das, was Porsche als neusten Coup in der Modellpalette hat – zumindest wenn es nach den Zuffenhausenern geht. Denn auf der Nordschleife ist der neue 918 Spyder das schnellste Serienauto der Welt. Und auf dem Prüfstand braucht er nicht mehr als ein Kleinwagen. Auch der Preis der auf 918 Exemplare limitierten Kleinserie ist nicht von dieser Welt: 768.026 Euro kostet das Grundmodell.
Der 918 bringt zwei Extreme unter einen Hut: Auf der einen Seite ist er 652 kW/887 PS und 1.280 Nm stark, schafft er die Nordschleife des Nürburgrings in 6:57 Minuten. Und auf der anderen Seite verbraucht er – zumindest nach den abwegigen aber nun einmal gültigen Normen – im Mittel nur 3,0 Liter. Um diesen Spagat zu stehen, spannen die Schwaben gleich drei Motoren zusammen: Das heiße Herz des 918 Spyder ist der V8-Benziner im Rücken der Passagiere. Direkt aus dem Rennsport übernommen, 4,6 Liter groß und 447 kW/608 PS stark, röhrt der hochdrehende Sauger schon beim ersten Kickdown so kraftvoll und ungeniert, als wolle er direkt gegen die stillen Stromer anschreien, die ihm zur Seite gestellt wurden. Dabei soll er, dirigiert von einer rasend schnellen Steuerelektronik, doch eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten mit dem flüsterleisen 95 kW/129 PS-Motor an der Vorderachse und der 115kW/156 PS starken E-Maschine im Heck, die beide gespeist werden aus dem 6,8 kWh großen Lithium-Ionen-Akku.
Schaltet man die fünf Fahr-Modi durch, erlebt man tatsächlich deutliche Unterschiede: Ruhig aber rasant fährt der 918 in der Grundstellung bis Tempo 150 rein elektrisch. Man erlebt den Hybridmodus mit dem effizientesten Zusammenspiel der beiden Motoren, in dem er den Normverbrauch von drei Litern schafft. Man freut sich am fast schon brutalen Brüllen des 4,6 Liter großen Rennmotors im Rücken, der so wunderbar vorlaut in die Strom-Stille platzt. Und vor allem staunt man, mit welcher Urgewalt der 918 einen Satz nach vorne macht, wenn die beiden E-Motoren und der Verbrenner gemeinsam zur Sache gehen. Zusammen 1.280 Nm katapultieren die 1,7 Tonnen schwere Karbonflunder dann nach vorne und pressen einen so tief in die Sitze, dass der eben noch verdammt knappe Hosenträger-Gurt plötzlich wieder ziemlich viel Spiel hat.
Dabei bleibt der 918 sehr lange extrem gut beherrschbar. Ja, er ist bretthart gefedert, die Keramikbremsen haben einen Biss wie Höllenhunde und die Lenkung reagiert extrem scharf. Doch dafür kann man den Wagen mit Torque Vectoring und Hinterachslenkung so präzise um den Kurs führen wie ein Chirurg sein Skalpell.
Zwar wurde der 918 wie ein Rennwagen entwickelt, bietet innen aber allen erdenklichen Komfort. Natürlich verstellt man die Spiegel elektrisch, es gibt eine Freisprechanlage und elf Burmester-Lautsprecher und vor allem gibt es eine Mittelkonsole mit einem Touchscreen wie einen Tablet-Computer, die sich nur noch vom Tesla Modell S die Schau stehlen lässt. Trotzdem offeriert Porsche noch jede Menge Extras: Mit dem Weissach-Paket für weniger Gewicht und noch mehr Fahrdynamik klettert der Preis schon auf 839.426 Euro und wer in der schlanken aber gehaltvollen Preisliste Kreuzchen bei Extras wie dem Authentic-Leder (23.800 Euro), dem Liquid-Metall-Lack (47.600 Euro) oder nur der Fußmatte für den Beifahrer (1.190 Euro) macht, der kommt einer Million gefährlich nahe.
Foto: Porsche